Jörn Garber
und Günter Schenk

Therese Forster über Georg Forster
Texte mit einer Einleitung, Anmerkungen und Zeittafeln
sowie Abbildungen versehen.

ISBN-13: 978-3-929887-04-4
ISBN-10: 3-929887-04-5; 2003
Euro[D] 19,00

Der vorliegende Text von Therese Forster ist ein interessantes literarisches Dokument der Zeit zwischen Aufklärung und Vormärz. Es vermittelt uns Einsichten über Fakten, Zeitkolorit, gesellschaftliche Umgangsformen des 18. Jahrhunderts und über die Reflexion einer Literatin über ihr Schicksal als Frau und Autorin. Eine ungewöhnliche Biographie zur Person des Forschers und Weltenseglers Georg Forster aus autobiographischer Sicht Thereses.

Ich heiratete ohne Liebe,
aber voll Schwärmerei.

Ich habe nie aufgehört, Forstern zu ehren,
zu vertrauen, ihn als meiner Kinder Vater voll Zärtlichkeit
zu betrachten, aber meine Sinne und meine Liebe – und
Liebe mußte doch in mir eine heftige Leidenschaft sein –
konnte er nie bestechen. Er hat Schwäche, die ihn verhindern, als Ehemann und Hausvater die Tugenden zu üben, die er wirklich besitzt – ich suchte mehr, ahndete mehr Glück
 in der Ehe und ward hingerissen, nicht stoisch dem zu entsagen, was das Schicksal meinem Herzen in Forster nicht gegeben hatte. So waren wir sehr unglückliche Eheleute, aber vertraute Freunde. Forster hat jede Pflicht gegen mich erfüllt,
aber weil er mich liebte und doch wußte,
daß ich ihn nicht liebte, war er unglücklich.
Ich bin die gewissenhafteste Mutter, Hausfrau und Freundin dieses edlen Mannes gewesen, aber eine unglückliche Gattin, denn mein Herz, von Einbildungskraft und
Lebhaftigkeit verführt, suchte Liebe – als Leidenschaft –
Forster kannte alles, was in mir vorging,
hätte er Philosophie genug gehabt,
um mit meiner zärtlichen Freundschaft zufrieden zu sein, so wär ich nie von ihm entfernt worden;
 aber er steifte sich auf eine in seinem Charakter sehr natürliche Art, leidenschaftliche, sinnliche Liebe von mir zu erzwingen
– und so setzte er mich in Gefahr.


***
Aus einem Brief von Therese Forster an Regula Hottinger
in Zürich Neuchatel, den 16. Nov. (17)93

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Stimmen

In einem Anmerkungswerk, das beinahe so umfangreich ist wie der Originaltext selbst, und einem neuen Einleitungstext (der Hrsg.) kommen Stimmen zu Wort, die Thereses Urteil relativieren [...] So kommentiert entsteht ein kurzweiliges und interessantes Zeitgemälde. (Elke Domhardt, Halle, 2003)